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Nachträgliche Ehrung für einen der größten Söhne Nordfrieslands: Rund 70 Menschen nahmen am Dienstag dieser Woche (19. Juli) an der Enthüllung eines Zusatzsteins am Grab von Friedrich Paulsen auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin teil, darunter Staatssekretär Ralph Müller-Beck und Landrat Dieter Harrsen.
Fotos: Kreis Nordfriesland
Prof. Dr. Friedrich Paulsen (1846-1908) war einer der einflussreichsten Gelehrten seiner Zeit. Der in Langenhorn geborene Pädagoge gilt als Begründer des modernen Gymnasiums, legte aber auch die Grundlagen für die heutigen Volkshochschulen und die politische Bildung in Deutschland. Der Zusatzstein aus schwarzem Granit trägt die Inschrift: »Friedrich Paulsen / geboren in Nordfriesland / Professor für Philosophie / und Pädagogik in Berlin, / Begründer des / modernen Gymnasiums«.
Auslöser der Aktion war die Entscheidung der Stadt Berlin, die Pflege des Paulsen zuerkannten Ehrengrabes einzustellen. »Dagegen hat eine Reihe von Institutionen beim Regierenden Bürgermeister protestiert«, berichtet Dieter Harrsen, darunter das Nordfriesische Institut, die Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll, der Kreis Nordfriesland und sogar Landtagspräsident Klaus Schlie. Doch die Stadt ließ sich nicht umstimmen: Sie wolle nur noch Ehrengräber für Menschen mit »hohem und bleibendem Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung« erhalten, was auf Paulsen nicht zutreffe – eine Auffassung, der die Nordfriesen sich nicht anschließen konnten.
Deshalb beschlossen sie, die Finanzierung der Friedhofsgebühren für die nächsten 20 Jahre sowie einen Zusatzstein selbst zu organisieren. Und es gelang: Die Stiftung »Vermächtnis Johan van Wouver« gab einen Zuschuss von 1.000 Euro, der Freundeskreis des Niebüller Friedrich-Paulsen-Gymnasiums, der Freundeskreis Friedrich Paulsen, die Gemeinde Langenhorn und die Interessengemeinschaft Baupflege in Nordfriesland und Dithmarschen beteiligten sich mit jeweils dreistelligen Beträgen, und die dann noch fehlenden 1.825 Euro übernahm auf Antrag des Kreises die Friede Springer Stiftung. Das nach Paulsen benannte Gymnasium in Berlin-Steglitz erklärte sich bereit, die Pflege des Grabes zu übernehmen.
»Das war eine sehr gelungene Kooperation«, freut sich Landrat Dieter Harrsen. Ihren Abschluss fand sie in einer gemeinsamen Veranstaltung in der Halle auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg, in der 1908 bereits die Trauerfeier für Friedrich Paulsen stattgefunden hatte.
Pfarrer Burkhard Bornemann, Staatssekretär Müller-Beck, Landrat Harrsen, die Direktorin des Berliner Paulsen-Gymnasiums, Ulrike van Rinsum, und der Bürgermeister von Langenhorn, Horst Petersen, sprachen Grußworte. Der Leiter des Nordfriesischen Instituts, Prof. Dr. Thomas Steensen, hielt einen Vortrag über Leben und Wirkung Friedrich Paulsens. Die musikalische Umrahmung übernahm das Schüler-Orchester des Berliner Gymnasiums.
Horst Petersen war am Vortag mit einer Delegation aus Langenhorn angereist, darunter drei Frauen in historischer Tracht. »Das ist eine Premiere: Zu Lebzeiten hat Paulsen sicherlich nie eine Langenhorner Tracht in Berlin gesehen«, vermutete Petersen.
Anschließend wurde der Zusatzstein feierlich enthüllt. »Nun müssen wir nur noch hoffen, dass unsere Nachfolger sich in 20 Jahren erneut darum kümmern, dass das Grab aufrecht erhalten wird«, sagte Dieter Harrsen.